Das 360° Bild

Vorsprung durch Technik – Mit dem richtigen Equipment zum immersiven stereoskopischen Bild?

 
 

Kamera

Systeme und Kameras für die Aufnahmen von 360°Filmbilder haben sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Aus mehreren Kameras bestehenden komplizierten Konstruktionen haben sich viel einfacher einsetzbare, kompakte Kameras entwickelt, die es zunehmend einfacher ermöglichen, verschiedene Bilder zu einem Raumbild zusammenzubauen (stitchen). 

Während vor 5 Jahren noch mit schweren Kamera-Rigs gearbeitet wurde, werden die 360°Kameras aktuell immer leichter und leistungsfähiger. Befeuert vom Bedürfnis, möglichst attraktive Bilder von Freizeitaktivitäten zu erzeugen, sind es im Consumer Bereich vor allem die Produzenten von Action-Kameras wie GoPro, Insta360 oder Kandao die die Entwicklung vorwärts treiben. Dabei ist ein Trend auszumachen, der vom reinen 360°Film weg geht und die 360°Raumbilder mehr als Ausgangsmaterial für die “konventionelle” Filmproduktion sieht. Dabei sind die 360°Aufnahmen das Grundmaterial, aus dem Filmsequenzen “herausgeschnitten”, spannende Bildausschnitte in der Nachbearbeitung zu einem konventionellen Film zusammengebaut werden. Die grosse Auflösung der Bilder (bis 8K) macht dies möglich. Über entsprechende App’s lässt sich das Grundmaterial einfach bearbeiten. So lässt sich die Belichtung zum Beispiel über eine Histogramm-Funktion überprüfen.

Strebt man eine bessere Bildqualität an, stehen Kameras zur Verfügung, die von jeder Linse eine eigenständige Bildaufzeichnung vornehmen. Das Stitching erfolgt dann im Anschluss in einem speziell dafür entwickelten Programm. Ebenso kann der Farbumfang so breiter gehalten werden. Das Finale Bild entsteht in der Postproduktion. Ebenso bleibt die Bildqualität auch beim ‘Stitchen’ hoch. Die Komprimierung erfolgt erst am Schluss beim Export und kann exakt auf die höchste Auflösung und die Wiedergabeeigenschaften der Head Mounted Displays abgestimmt werden.

Bild

Ähnlich wie im Kino gibt es auch im 360°Film bei der Bilddarstellung eine ‘zweidimensionale’ und eine ‘dreidimensionale’ Form. Der Unterschied zwischen 2D und 3D ist aber im Vergleich zum konventionellen Film wesentlich grösser, beschränkt sich die räumliche Darstellung hier nicht nur auf die begrenzte Fläche der Leinwand, sondern bezieht den ganzen Raum mit ein. So kann 3D die Immersion im 360°Film zusätzlich fördern. Das technische Verfahren ist jedoch anspruchsvoll, aufwendiger und mit Risiken verbunden. 
Als kurze Einführung zum Unterschied zwischen 2D und 3D in 360° empfehlen wir folgenden Film mit einem Google Cardboard, einer Oculus Go oder einem ähnlichen Gerät anzuschauen: Unterschied von Monoskopisch vs. Stereoskopisch .

Head Mounted Display (HMD)
Das Head Mounted Display als zentrales Zielmedium für 360°Filme besitzt zwei Displays, je ein Display pro Auge. Somit sind HDMs grundsätzlich bestens geeignet, stereoskopische Inhalte wiederzugeben. Beim 360°Film ist die Stereoskopie, ähnlich wie beim klassischen Film, in der Produktion ein kompliziertes Unterfangen. Um einen 360°Film in 3D zu rendern, braucht es zwei Filme in einer Datei (siehe Abbildung unten links).

Abb.: Links ein Still aus einem 360°Film in Stereoskopie, wobei das Bild für das linke Auge Oben und das für das rechte Unten ist. Rechts ein Still aus demselben Film, nun monoskopisch – das HMD rendert ein Bild ohne 3D Effekt von Tiefe. Film-Quelle…

Abb.: Links ein Still aus einem 360°Film in Stereoskopie, wobei das Bild für das linke Auge Oben und das für das rechte Unten ist. Rechts ein Still aus demselben Film, nun monoskopisch – das HMD rendert ein Bild ohne 3D Effekt von Tiefe. Film-Quelle: http://bigmancgi.com/blog/mono-vs-stereo-vr/

Entscheid monoskopisch versus stereoskopisch
Wir empfehlen schon  in der Konzeptionsphase zu entscheiden, ob ein Film Mono- oder Stereoskopisch umgesetzt werden soll. Dies hat, wie bereits erwähnt, massgebliche Auswirkungen auf die Inszenierung, die Technik und auf das Budget.

Folgende Vorhaben eignen sich besonders für eine stereoskopische Umsetzung:

  • Werke inspiriert vom Theater oder Tanz. Diese Kunstformen spielen mit der räumlichen Dimension auch bekannt als Z-Achse und diese ist genau für stereoskopische Inhalte wichtig. Sehr gutes Beispiel ist hierfür die Cirque de Soleil Reihe von Felix & Paul Studios .

  • Inszenierungen mit viel Bewegung, wo die Kamera nicht oder nur sehr wenig bewegt wird. Bei Projekten wo die Haupthandlungen vorwiegend in kurzer bis mittlerer Distanz (1-3m) zu sehen sind. In diesem Bereich kommt die räumliche Darstellung besonders gut zum Ausdruck. Beispiele dafür sind Sportveranstaltungen wie Boxübertragungen (zu sehen z.B. auf der Next VR App).

  • Interessante Räume mit vielen Details die auf mehreren Ebenen verteilt wurden. Sobald Elemente in Vor, Mittel und Hintergrund inszeniert werden, ergibt dies interessante Bildkompositionen mit Tiefe. Gute Beispiele sind die 360°Filme Rone oder Fighting Fire with Fire am Ende von diesem Film.

  • Fahrten von Fahrzeugen, welche aus dem Cockpit gefilmt werden. Beispiel: Space Explorers .

Vergleich von Monoskopie versus Stereoskopie

Monoskopie

  • Bessere Bildqualität

  • Einfachere Post-Produktion als Stereoskopische Inhalte

  • Günstiger in der Produktion

  • Projekte, wo die Haupthandlung in grosser Distanz zur Kamera stattfindet

Stereoskopie

  • Immersiver

  • Bewegung wird akzentuiert

  • Bewegung / Objekte können räumlich  genauer platziert werden

  • Elemente hervorheben durch 3D Effekt

  • Eine stetige Prüfung mit einem HMD wird empfohlen. Nur so kann der Stereoeffekt optimal eingesetzt werden.